„Parkgespräche“: Leben im Ostviertel? Aber sicher!

„Schon als Kind hieß es: Den Kennedypark sollst du meiden. Aber warum ?“

„Der Elsassplatz zum Beispiel kann nur dann in die Hand der Kriminellen geraten, wenn die Otto-Normalverbraucher nicht da sind.“

Walter Frantzen, Polizeihauptkommissar

 

 

Aachen. „Wie sicher fühlen Sie sich?“ Mit dieser zunächst sehr allgemeinen Frage eröffnete Jürgen Kutsch den Bürgerdialog. Zum 18. Mal veranstaltete die nach ihm benannte Stiftung in der Nadelfabrik die „Parkgespräche“. Thema diesmal: die Sicherheit im Aachener Osten, besonders rund um Elsassplatz und Kennedypark.

Der erste Polizeihauptkommissar Walter Frantzen und Polizeihauptkommissar Ulrich Gerbig vom Bezirksdienst Aachen-Ost stellten sich den Fragen der interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Zum Auftakt wies Kutsch auf das Ergebnis eines Drei-Jahres-Vergleichs hin, der jüngst in der Stadtteilkonferenz vorgestellt worden war: Demnach ist die Kriminalitätsrate im Ostviertel zurückgegangen. Signifikant sei jedoch die neuerliche Gewalt gegen Sanitäter und Ordnungshüter.

Unterschiedlich sind die Einschätzungen der Anwohner. Das Spektrum reicht von „Ich traue mich abends nicht mehr alleine auf die Straße“ bis „Ich fühle mich hier vollkommen sicher“. Doch woher kommt die Angst einiger Bewohner, die Kutsch „keinesfalls bagatellisieren“ wollte? Vielen ist das Ostviertel „zu dunkel“. Was unter anderem daran liege, dass wenig Einzelhandel angesiedelt sei. Auch würden einzelne Vorfälle in den Medien aufgebauscht, hieß es.

Walter Frantzen berichtete aus seiner eigenen 36-jährigen Erfahrung im Polizeidienst. Man habe die Rockerszene auch in Aachen-Ost massiv und erfolgreich bekämpft. Er selbst erlebe das Viertel als sehr lebensfroh. Dennoch erinnerte auch er sich: „Schon als Kind hieß es: Den Kennedypark solltest du meiden. Aber warum?“ Damit sprach er einen Punkt an, in dem sich sehr viele einig waren: Das Ostviertel habe zu Unrecht einen schlechten Ruf.

Auch wenn historisch gesehen der Osten schon immer ein Arbeiterviertelwar und dort viele sozial schwächere und Bewohner mit Migrationshintergrund leben, resultiere daraus noch lange keine Unsicherheit, so die einhellige Meinung. Die Polizisten verwiesen darauf, dass gesellschaftliche Veränderungen und damit einhergehende Probleme und Herausforderungen in anderen Stadtteilen genauso präsent seien. Im Ostviertel sei es daher nicht erheblich unsicherer als anderswo.

Um dennoch möglichen Faktoren für Angst vorzubeugen, sollen auch in Zukunft die Bewohner den Aachener Ostens zu einem bunten und vielfältigen, lebenswerten Viertel gestalten, so der Tenor. Die Events, die beispielsweise im Kennedypark stattfinden, leisten einen wichtigen Beitrag dazu. Walter Frantzen konstatierte schließlich: „Der Elsassplatz zum Beispiel kann nur dann in die Hand der Kriminellen geraten, wenn die Otto-Normalverbraucher nicht da sind.“

Quelle: Johannes Leitner, Aachener Zeitung