Über den Zaun geschaut – zur Kutsch Fahrzeughandels GmbH

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> Corporate Social Responsibility ist ein Trend, der auch in der Logistikbranche ankommt
> Auch für KMUs gilt: Klare Strategie sollte erkennbar sein
> Sind Mitarbeiter und Kunden gut eingebunden, zieht das Thema schnell Kreise

Log.On Euregio – Rund 30 LKW und Auflieger stehen auf dem Hof der Kutsch Fahrzeughandelsgesellschaft mbH in Alsdorf bei Aachen. Inhaber Jürgen Kutsch handelt mit gebrauchten Nutzfahrzeugen, inländisch sowie europaweit und darüber hinaus. „Wir suchen ständig Fahrzeuge, vorwiegend zwischen 12 und 35 t Gewicht, die wir bundesweit und in den benachbarten Grenzländern ankaufen“, berichtet der Unternehmer. Unterstützt wird er dabei von seinen drei Mitarbeitern Frank Beuel, Wolfgang Adamski, Raphael Bartniczek, die die Fahrzeuge überführen und um alle Formalitäten kümmern. Doch daneben gibt es ein weiteres Thema, das Kutsch umtreibt: Corporate Social Responsibility (CSR)‚ die gesellschaftliche unternehmerische Verantwortung: „CSR als faires soziales Handeln mit einer klaren Strategie, das ist in europäischen Unternehmen inzwischen ein Trend“, sagt Kutsch. Seit einigen Jahren ruft er soziale Projekte ins Leben, die er in der eigens gegründeten Stiftung bündelt. Wie etwa „Obst und Gemüse für die Kleinsten“: 25 öffentliche Einrichtungen, darunter mehrere Kindertagesstätten, lässt Kutsch mittlerweile mit frischen Bio-Produkten beliefern. Auch Mädchenfußballturniere oder eine Vernissage regionaler Künstler gehören zu den Aktionen.

Trend zu mehr Verantwortung

In der Logistikbranche ist das Thema CSR zwar noch nicht sehr präsent. Doch was Jürgen Kutsch macht, das zieht Kreise: „Unsere Firmen unterhalten seit mehr als 20 Jahren Geschäftsbeziehungen“, berichtet Kunde Rafael Vazquez, der mit seiner Alsdorfer Firma vor allem Spezial- und Sondertransporte übernimmt. „Als ich vom Projekt „Obst und Gemüse“ hörte, habe ich mich gefragt: Wie kommt er darauf?“ Die Antwort war einfach: „Jürgen Kutsch hat mir erzählt, dass er in einer Gegend in Aachen aufgewachsen ist, wo es nicht selbstverständlich ist, dass Eltern auf gesunde Ernährung achten, Kinder oft ohne Frühstück zur Kita oder in die Schule kommen.“ Das hat Vazquez zum Nachdenken gebracht: „Ich fand sein Engagement klasse – und habe mich anstecken lassen!“ Inzwischen hat die Firma Vazquez bereits zweimal für das Projekt gespendet. „Statt der üblichen Weihnachtsgeschenke haben wir eine Karte an unsere Kunden geschickt und über unsere Spende informiert – das kam gut an und wir haben viel Zustimmung bekommen.“ Das zeigt, dass CSR gerade bei KMUs aus der Logistikbranche zwar noch nicht an der Tagesordnung ist, aber ein Trend, der nicht zuletzt auch fürs gute Image sorgt: „CSR-Aktivitäten können ein Alleinstellungsmerkmal sein und erzeugen oft ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Lieferant“, berichtet Kutsch aus eigenen Erfahrungen.

Ans Unternehmen angedockt

Motiviert wird der 50jährige durch seinen christlichen Glauben. Doch er sagt: „Jeder muss für sich herausfinden, was sein Antrieb ist, wenn er gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Ich will nicht missionieren. Vorbild sein und Verantwortung übernehmen, das möchte ich jedoch gern.“ Oft wird Kutsch gefragt, wo der Nutzen liege. „Mal davon abgesehen, dass CSR in meinen Wertevorstellungen verankert ist und mein ganzes Handeln – egal ob als Geschäftsmann oder als Privatperson – durchzieht, hat die Sache durchaus auch einen Mehrwert: Tue Gutes und rede darüber – das ist doch eine uralte Prämisse, die jeder Kaufmann verinnerlicht haben sollte“, schmunzelt Kutsch. „CSR muss jedoch eng mit dem Unternehmen verknüpft sein. Auf unserer Homepage findet man einen Link zur Stiftung, wir haben die CSR-Wortmarke auf Visitenkarten und Firmenwagen. Wir drängen das niemandem auf, verstecken es aber auch nicht.“ Natürlich gibt es häufig Fragen von Geschäftspartnern dazu. Doch schnell verstehen sie, worum es geht; so wie Spediteur Vazquez, und oft entsteht daraus auch wieder etwas Neues, Eigenes.

Alte Idee im neuen Gewand

Ist auch der Begriff „CSR“ ein moderner, so ist die Idee des verantwortlichen Unternehmertums schon viel älter. Über die Grenzen hinweg ist das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns, der sich als Patriarch um seine Belegschaft und deren Familien kümmerte, ein wohlbekanntes Bild. Doch heute versteht man unter CSR die umfassende Strategie eines Unternehmens, in die alle Mitarbeiter eingebunden sein sollten. „CSR muss von innen nach außen geschehen. Das ganze Team muss die Idee mittragen“, sagt Kutsch, der seine Angestellten von Anfang an mit ins Boot geholt hat. „Ich würde jedem Unternehmer empfehlen, das Thema CSR fest in seiner Strategie zu verankern. Dann besteht weniger Gefahr, dass die Projekte ins Leere laufen.“ Das rät auch Fritz Rötting von der IHK Aachen: „Der Mittelstand in unserer Region ist sehr aktiv in dieser Hinsicht. Allerdings lassen sich viele vom Gefühl leiten und weniger von strategisch angelegten Konzepten. Die CSR-Standards, die auf Großkonzerne ausgerichtet, passen auf KMUs nicht. Dennoch ist es auch für kleinere Firmen möglich, CSR-Strategien zu planen und umzusetzen. Wichtig ist: Das Leitbild muss zum Unternehmen passen, die Projekte sollten nicht willkürlich ausgewählt werden.“ Die Handelskammern in der Grenzregion unterstützen bei der Planung. In Netzwerken stellen sie Informationen bereit, beraten und vermitteln Kontakte. „Wir arbeiten eng mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg zusammen, die mit ihrer CSR-Initiative Rheinland eine Vorreiterrolle einnimmt“, so Rötting. Hier findet sich eine erste Anlaufstelle für alle, die dem Trend folgen und selbst aktiv werden möchten.

24/03/2015  |  Relindis Becker/logon-euregio.com