Ein „Hallo“ von Gott vor der Abtei

Foto: Paul Heesel

Wie ein Spaziergang den Aachener LKW-Händler und Stifter Jürgen Kutsch zurück in die Kirche führte

Jürgen Kutsch bittet zu Tisch – mit Park-Gesprächen in Aachen-Ost sowie mit wöchentlichen Obst- und Gemüsekisten für 32 Kindertagesstätten und andere Einrichtungen, finanziert
durch Spenden und seine Stiftung, die dem Leitgedanken folgt: „Deus caritas est – Gott ist Liebe“. Kutsch hat damit bewusst den Titel der ersten Enzyklika des emeritierten Papstes Benedikt
XVI. aufgegriffen. Dabei war er erst an seinem 50. Geburtstag im Mai 2014 nach 19 Jahren wieder in die Kirche eingetreten und gefirmt worden. In Kindertagen hatte Kutsch, der
im Aachener Ostviertel groß geworden ist, keine besondere Verbindung zur Kirche.
Mit 40 Jahren Gott erstmals deutlich erfahren

Er erinnert sich daran, dass er einmal erwartungsvoll die heilige Messe in St. Josef besuchte. „Ein großes Fest war angekündigt. Das heißt für mich auch immer essen und trinken.

Aber nach dem Erntedank-Gottesdienst gingen alle einfach nach Hause. Ich war wirklich enttäuscht.“ Mit 40 Jahren aber hatte er ein aufrüttelndes Erlebnis. „Ich spazierte damals mit dem

Hund an der Benediktinerabtei in Kornelimünster vorbei und hatte auf einmal so ein Gefühl, als hätte mich jemand von oben angetippt und ‚Hallo‘ gesagt. Das war das erste Mal,
dass ich einen wirklichen Bezug zu Gott bekam.“ Er nahm die verstaubte Bibel aus dem Regal und begann seinen spirituellen Weg mit Jesus Sirach aus den Weisheitsbüchern des
Alten Testaments. Er las viel, auch die „Bekenntnisse“ des Kirchenlehrers Augustinus. „Da habe ich zum ersten Mal erfahren, dass jemand eine frohe Botschaft zu verkünden hat, nichts Verkopftes oder Bedrohliches. Nein, euphorisch, begeistert.“ Er begann, regelmäßig die Komplet in der Benediktinerabtei, die nur 400 Meter von seinem Haus entfernt liegt, zu besuchen.
Alemannia und die Predigerin aus den USA
Zum Aufstieg der Alemannia in die erste Liga kaufte Jürgen Kutsch 2006 einen Premiere-Receiver und entdeckte damals auch Bibel-TV und Joyce Meyer, eine Predigerin aus den
USA. „Ihre Sendungen sind zwar so amerikanisch-evangelikal gefärbt, trotzdem, es war das erste Mal, dass mir jemand die Gleichnisse der Bibel für den Alltag erschlossen hat.“ Er
fasste sich ein Herz und verbrachte vor einigen Jahren die Pfingsttage in der Benediktinerabtei. In dieser Zeit fand er einen Zugang zum Glauben, der ihn zur katholischen Kirche,
zur „Una Sancta“, wie er formuliert, zurückführte. Mit den Park-Gesprächen im multikulturell geprägten Aachener Osten bittet Jürgen Kutsch nicht nur symbolisch zu Tisch. Bei den gemeinsamen
Mahlzeiten tauschen sich Menschen generations- und kulturübergreifend aus, knüpfen Kontakte, entwickeln Ideen, die das Viertel voranbringen. Seine „grünen Kisten“ enthalten
natürlich ökologisch erzeugte Produkte, die vom Biohof „Gut Hebscheid“ in Aachen stammen, der auch Menschen mit Behinderung beschäftigt. Es gäbe noch viel zu sagen
über den Menschen, Unternehmer und Stifter Jürgen Kutsch (www.stiftung-juergen-kutsch.de), der mit „Deus caritas est“ seinen spirituellen Weg weitergeht.
Was hier keinen Platz findet, erzählt er bestimmt gern persönlich bei einem der nächsten Park-Gespräche.

Quelle: Paul Heesel, KirchenZeitung für das Bistum Aachen, 04.10.2015