23. Parkgespräche: Gabriele Eichelmann führt durch Grabeskirche

Foto: Andreas Herrmann

Begegnungsort Josefskirche: Pastoralreferentin Gabriele Eichelmann erklärte auf Einladung der Jürgen Kutsch-Stiftung die gesellschaftliche Rolle des Hauses am Adalbertsteinweg

Eine klare Konstante in unruhigen Zeiten

Aachen. Kann Kirche in Zeiten der Schnelllebigkeit, der stets geforderten Flexibilität eines jeden oder auch in Zeiten des Terrors ein offenes Haus sein? „Aber klar“, sagte Pastoralreferentin der Grabeskirche St. Josef, Gabriele Eichelmann. Im Rahmen der 23. Parkgespräche der Jürgen Kutsch-Stiftung unter dem Titel „Haltestelle Josefskirche“ empfing sie in dem denkmalgeschützten Gebäude mitten im Ostviertel interessierte Besucher.

Den Meisten fiel allerdings beim Betreten des Gotteshauses erst auf den zweiten Blick das große Triptychon an der Wand auf. Dabei schaffte es die Künstlerin Rita Lausberg innerhalb dieses Kunstwerkes, die Aufgaben sowie die Bedeutung der Kirche sichtbar zu machen.

In der Mitte des Gemäldes, das von 2004 bis 2008 angefertigt wurde, sieht man eine lange Tafel. Persönlichkeiten wie Martin Luther King, Papst Johannes XXIII, die Philosophin Edith Stein oder auch Bischof Klaus Hemmerle sitzen gemeinsam am Tisch. Mittendrin immer wieder unbekannte Gesichter. Alle reden unabhängig von ihrer Konfession miteinander und niemand ist alleine. Links daneben prägt ein volles Boot mit Flüchtlingen das Bild sowie ein übergroßer Fötus.

Die rechte Bildhälfte zeigt ein Krankenzimmer und einen Wartebereich eines Großstadtbahnhofs. Menschen sitzen oder schlafen dicht gedrängt nebeneinander. „Das Ziel unseres Lebens auf dieser Erde ist Gottes Herrlichkeit im Himmel. Gemeinschaft und Geborgenheit sind Dinge, die man in der Kirche erfahren kann und die hier gelebt werden. Wir bewahren und schützen an diesem Ort die Würde des Menschen“, so Eichelmann.

Aufgrund der Lage der Grabeskirche beobachtet sie in ihrer täglichen Arbeit, dass immer wieder neue Gesichter die Kirche betreten. Oft nutzen sie die Zeit, einen Blick in die Hallen zu werfen, bevor sie wieder zurück zur Bushaltestelle gehen. „Wir sind ein offenes Haus in einem lebendigen Viertel und versuchen, alte Traditionen mit neuen Impulsen zu verbinden. Dazu zählt auch, dass man sich ohne Angst und Vorurteile zusammen an einen Tisch setzt und miteinander spricht“, betonte sie ferner. So ist es gar nicht lange her, dass Eichelmann mit einem Hindu ins Gespräch kam und einen spannenden Austausch erlebte.

Jürgen Kutsch betonte einen weiteren Punkt. „Kirche ist immer ein offener Ort, egal ob für gläubige oder nichtgläubige Menschen. Hier findet man Ruhe, Zuspruch oder einfach Zeit für sich.“ Getreu des Kunstwerkes von Lausberg versammelten sich die Anwesenden an einem Tisch und sprachen über ihre persönlichen Erfahrungen, die sie mit oder auch in der Kirche machten. Dabei kristallisierte sich heraus, dass gerade in Zeiten der Schnelllebigkeit, der Flexibilität und in Zeiten des Terrors Kirche und Gemeinschaft eine Stütze sein können.

Quelle: Svenja Pesch, Aachener Zeitung